Presse – Magelone
Lausitzer Rundschau vom 25.03.2002
Das Hohelied der Liebe – musikalische Sternstunde im Ludwig-A.-Meyer-Haus
Von Adolf Auga
Guben: Die Aufführung des romantischen Märchens von der schönen Magelone, von großer Liebe, Verlust, Abenteuer und Wiederfinden, das vor fünf Jahren im Meistersaal Berlin durch das Berlin- Ahrenshooper Ensemble für Musik und Literatur „Lingua Cantat “ seine Premiere erlebte, konnte am Samstag im behaglichen Konzertsaal des Deutsch-Slawischen Kulturzentrums bewundert werden.
Den Künstlern kam die kluge Idee der Dreiteilung in Schauspiel, Gesang und Klavier zugute, so dass sich die Aufmerksamkeit der Zuhörer ganz auf die Schönheit der Sprache, den aussagekräftigen Gesang und die gefühlvolle Klavierbegleitung richtete. Für die Qualität beim Vortrag der anspruchsvollern Texte bürgte sie Schauspielerin Claudia Maria Franck, für die Baritonpartie Michael Goßmann und für die Begleitung am Steinway-Flügel die Pianistin Birgit Goßmann, die außerdem Ausschnitte aus den volksliedhaften, schwebenden und geisterhaften „Drei Intermezzi“ für Klavier op. 117 von Johannes Brahms für melodramatische Aufgaben nutze.
Der Frühromantiker Ludwig Tieck (1773-1853) fand Gefallen an dem zu einem Roman übersetzten französischen Volksbuch „Die schöne Magelone“ mit der Mär über die Entführung der neapolitanischen Königstochter durch den Grafen Peter von Provence. Tieck bearbeitete ihn erheblich und flocht 17 Gedichte ein. Der als kuhl bezeichnete Hamburger Komponist Johannes Brahms (1833-1897) dessen musikalischer Code f-a-c – frei, aber einsam – lautete, begeisterte sich an Tiecks Lyrik und schuf die 15 Romanzen „Die schöne Magelone“, die zu seinen bedeutendsten Vokalwerken gehören.
Sie fügen sich durch ganz eigene Prägungen zu einer Einheit, machen aber wegen ihres langen Kompositionszeitraumes von Juli 1861 bis Mai 1869 keinen in sich geschlossenen Liederzyklus aus. „Ich setzte bloß Tiecks Worte in Musik, verzichtete auf die Schilderung des Lokalkoloriets der Provence und die Annäherung an das Altfranzösische“, wehrte sich Brahms gegen eine Fehleinschätzung.
So lag vor den Künstlern die reizvolle Rolle, jede gleichsam einzeln vertonte Romanze sowohl in ihrer äußeren Gestalt, in ihrer Form, wie Ausdehnung und Gewichtung unterschiedlich zu gestalten. Das gelang ihnen vortrefflich in einer Abfolge, in der alles auf das Feinste abgestimmt war, um die Zuhörer für kurze Zeit in die Welt der verklärten Fantasie zu entrücken.
Die Schauspielerin Claudia Maria Franck beherrschte kunstgerecht die schwierige Prosa, ohne in Sprache und Gestik zu übertreiben. Der Bariton Michael Goßmann begeisterte schon mit dem Eröffnungslied „Keinen hat es gereut“ durch seine angenehme, volltönende Stimme in allen Tonlagen, seine warme Tongebung, die vorbildliche Phrasierung sowie durch dosierte Akzentuierung. Er lebte die Absicht von Dichtung und Musik gefühlvoll nach. Das setzte sich besonders in den Romanzen „Sind es Schmerzen, sind es Freuden“ , „Ruhe Süßliebchen“ und „Muss es eine Trennung geben“ vorzüglich fort. Birgit Goßmann begleitete äußerst dynamisch und sensibel.
Trotz des fast zweistündigen pausenlosen Programms, das als komplexe Einheit auf das sonst übliche Nummernprogramm verzichtete und hohe Ansprüche an das Niveau des Publikums stellte, kam nie Langeweile auf. Eher wurde der Abend zu einer Sternstunde, die ein Bravo, ja Bravissimo verdient. Schade, dass die besinnliche, zarte und intime Veranstaltung nur schwach besucht war, umso stärker war der Beifall mit Blumen nach der Schlussromanze „Treue Liebe dauert lange“ für das sich in glänzender Form präsentierende erstklassige Ensemble..
Schweriner Volkszeitung vom 03.04.2001
Einladung zum Träumen
…Mit der Musik von Johannes Brahms und dem Text von Ludwig Tieck verstanden es die Schauspielerin Claudia Maria Franck, Pianistin Birgit Goßmann und der Solist Michael Goßmann , ihre Zuhörer und Zuschauer in eine romantisch-märchenhafte Welt zu entführen. Mit gefühlsreicher Sprache, glaubhafter Mimik und Gestik trug Claudia Maria Franck die Geschichte vor. …Ebenso schön war das Zusammenspiel zwischen Michael Goßmann (Bariton) und seiner Frau Birgit, die ihn am Klavier begleitete. Mit seinen 15 Romanzen …. gelang es ihm sich in die Herzen des Publikums zu singen. …herzlicher Beifall..
Mitteldeutsche Zeitung, 22. 01. 2001
Zauber einer wundersamen Liebesgeschichte verbreitet
Märchen in Musik und Literatur – Aufführung im Heinrich- Schütz-Haus
Weißenfels/MZ/mütau. Dass das Bedürfnis nach Romantik im besten Sinne wach ist, bewiesen die Zuhörer im dicht gefüllten Saal des Heinrich-Schütz-Hauses, die sich Sonnabendnachmittag von der „Wundersamen Liebesgeschichte der schönen Magelone und des Grafen Peter aus der Provence“ verzaubern lassen wollten. Fast zwei Stunden hielten die Interpreten Claudia Maria Franck/Sprecherin, Michael Großmann/Bariton und Birgit Großmann/Flügel ihr Publikum in Bann und ernteten am Ende stürmischen Beifall.
Ein romantisches Märchen von großer Liebe, Verlust, Abenteuer und endlichem Wiederfinden, geschrieben von Ludwig Tieck (1773 – 1853), einem Frühromantiker, verschmilzt mit 15 Romanzen für Singstimme und Klavier des Komponisten Johannes Brahms (1833-1897) zu einem transparenten Bild. Das Bestechende der Aufführung war der freie Vortrag von Sprecherin und Sänger, der durch sparsame, wohl durchdachte und sehr angenehm anzusehende Gestik die Zuhörer ganz gefangen hielt. „Über allem“, so im Programm, „steht die Warnung: Man enthalte sich eines Zuviel des Gefühls (bei der Interpretation, d. V.), denn alles zu Sagende ist bereits in Worte gebracht.“ Gerade durch die Zurückhaltung vermochte man der überaus lyrischen, zuweilen fast sentimentalen Geschichte mit Genuss und Spannung zu lauschen.
Souverän, sensibel und spannungsreich und mit warmer Stimme erzählte Claudia Maria Franck das Märchen. Unbekümmert, mit jugendlich frischem Temperament gestaltete Michael Großmann mit seinem wohlklingenden Bariton die Romanzen in ihrer Ausdrucksvielfalt. Birgit Großmann, großartig am Flügel, meisterte die vollgriffige Brahms’sche Begleitung und „trug“ damit den Sänger und auch die Sprecherin.